Das 1×1 der Darmbakterien – Teil II - myBioma

Das 1×1 der Darmbakterien – Teil II

Hast du dich auch schon immer gefragt, welche Bakterien deiner Darmflora dich krankmachen? Dann bist du hier genau richtig! Wir zeigen dir 10 Bakterien, die deiner Gesundheit schaden und wie sie deinen Darm beeinflussen. In Teil I findest du im Gegenzug 10 der kleinen Mitbewohner, die deine Darmgesundheit fördern. Außerdem erklären wir den Unterschied zwischen einer kranken Darmflora und krankheitserregenden Keimen.
Bevor wir uns mit krankmachenden Bakterien beschäftigen, müssen wir noch etwas Essenzielles klarstellen: Einige wenige Bakterien, wie zum Beispiel Salmonellen, machen immer krank, wenn sie den Körper infizieren. Bei diesen handelt es sich daher um Krankheitserreger. Der Großteil aller Bakterien und Mikroorganismen ist aber grundsätzlich nicht schlecht oder böse! 99 % aller existierenden Bakterien können überhaupt keine Krankheiten verursachen. Vielmehr ist es so, dass wir die Bakterien unbedingt brauchen und mit ihnen in Symbiose, also im gegenseitigen Austausch, leben. (1)
Deine Darmbakterien wollen dir weder schaden, noch dir helfen – sie existieren einfach und verhalten sich entsprechend, wie sie behandelt werden. Herrscht in deinem Darm ein raues Klima, tendieren die Bakterien zu einem aggressiveren Verhalten. Außerdem können sich krankmachende Bakterien bei einem unausgewogenen Milieu viel besser ansiedeln. Daher kommt es bei einem kranken Mikrobiom nicht nur auf die Bakterienarten an, sondern auch auf die Umgebung in der sie leben. (1)

Wir werfen einen Blick auf die verschiedenen Bakterien, die dein Mikrobiom krank machen können.
Wir werfen einen Blick auf die verschiedenen Bakterien, die dein Mikrobiom krank machen können.

Es handelt sich also ein unglaublich komplexes System. Allerdings konnten in zahlreichen Studien bereits einige Bakterien entdeckt werden, die gesundheitsschädlich wirken können oder bei kranken Menschen häufiger auftreten. Genau diese Bakterien wollen wir jetzt unter die Lupe nehmen!

1. Escherichia coli

Bei E. coli handelt es sich um eine Bakterienart mit unzähligen Subtypen. Je nach Subtyp verhält sich das Bakterium anders. Manche E. coli Subtypen können schwere Darminfektionenauslösen, andere hingegen sind vollkommen harmlos und ein normaler Bestandteil der Darmflora. Einige der krankmachenden E. coli können als Erreger Durchfall verursachen – zum Beispiel handelt es sich bei Durchfallerkrankungen auf Auslandsreisen häufig um einen E. coliTyp. Gesundheitsfördernde E.coli können hingegen sehr nützlich sein und Vitamin K herstellen. So werden bestimmte E. coli – Subtypen auch als Probiotikum eingesetzt. (2, 3)

2. Bacteroides

Auch Bacteroides ist eine Bakterienart mit vielen verschiedenen Subtypen und kommt in den meisten Darm-Mikrobiota vor. Allerdings konnte gezeigt werden, dass bestimmte Typen, wie etwa B. fragilis und B. vulgatus, sich auf den Darm negativ auswirken können. So sind diese Bakterienspezies bei Menschen mit Übergewicht häufig im Darm vorhanden und könnten zu Fettleibigkeit beitragen. Auch bei einem entzündlichen Milieu im Darm kommen beide gehäuft vor und könnten die Entzündung ankurbeln. (4, 5)

Bei Durchfallerkrankungen zählt vor allem eins: viel trinken!

Bei Durchfallerkrankungen zählt vor allem eins: viel trinken!


3. Ruminococcus

Ruminococcus ist ebenfalls eine vielfältige Bakterienart, die mit unterschiedlichen Beschwerden in Verbindung steht. So scheint Rumincoccus generell Verstopfungen zu begünstigen. R. torques wurde zusätzlich bereits mehrmals mit Reizdarm-Syndrom assoziiert und könnte an der Krankheitsentstehung beteiligt sein. Außerdem könnte R. flavefaciensBauchschmerzen verursachen. Ja sogar an einer Zuckerstörung könnten einige Ruminococcus-Subtypen beteiligt sein. (5, 6, 7)


4. Clostridium difficile

Clostridien sind eine weit verbreitete Bakterienart, die zum normalen Mikrobiom dazugehören. Nur der Subtyp Clostridium difficile kann krank machen. Unter normalen Umständen liegt C. difficile im Darm vor und löst keine Probleme aus, da es durch die vielen anderen Bakterien im Darm in Schach gehalten wird. Nur wenn man längerfristig mit Antibiotika, die viele unterschiedliche Bakterien abtöten (Breitbandantibiotika), behandelt wird, kann C. difficile sich im Darm ausbreiten und zu schwerem Durchfall führen. Es muss also erst das ganze Mikrobiom stark beeinträchtigt werden, damit C. difficile krank machen kann. (8)

5. Actinomyces

Auch Actinomyces kann im gesunden Darm vorkommen. In einer sehr interessanten Studie wurde aber bereits belegt, dass Actinomyces mit Fettleibigkeit verbunden und eventuell zu deren Entstehung beiträgt. Trotzdem gilt natürlich, dass Übergewicht durch viele unterschiedliche Faktoren, wie Ernährung, Genetik und das Mikrobiom, beeinflusst wird und nicht ein einzelnes Bakterium Schuld ist. (9)
Nicht jede Infektion mit einem Durchfallerreger braucht gleich eine Antibiotikabehandlung.
Nicht jede Infektion mit einem Durchfallerreger braucht gleich eine Antibiotikabehandlung.

6. Campylobacter

Von Campylobacter haben viele schon einmal gehört, wenn ihn nicht sogar schon selbst erlebt – denn bei diesem Bakterium handelt es sich um den häufigsten Durchfallerreger in unseren Breitengraden. Übertragen wird er über kontaminierte Lebensmittel, vor allem Geflügel. Einer antibiotischen Behandlung bedarf es in den meisten Fällen nicht, da der Erreger mit dem Durchfall ausgeschwemmt wird. (10)

7. Bilophila wadsworthia

Obwohl Bilophila wadsworthia nicht in großen Mengen im Darm vorliegt, kommt es beispielsweise in Gewebeproben von Blinddarmentzündungen sehr häufig vor. Außerdem entdeckte man bereits, dass B. wadsworthia die Darmschleimhaut schädigen kann, was unangenehme Folgen hat und möglicherweise an der Entstehung vieler Krankheiten mitwirkt. (11, 12)


Neben Geflügel, neigen vor allem Eier zu Kontaminationen mit Salmonellen.

Neben Geflügel, neigen vor allem Eier zu Kontaminationen mit Salmonellen.

8. Salmonella

Wie Campylobacter, sind auch Salmonellen durchaus bekannt und sehr häufige Durchfallerreger. Übertragen werden sie meist durch kontaminierte Lebensmittel, wie Eier oder Geflügel. Besonders in der heißen Jahreszeit können sich die Bakterien schneller auf Lebensmitteln vermehren und das Risiko sich anzustecken ist daher im Sommer höher. Also Vorsicht bei Verzehr von rohen Eiern oder dem Hantieren mit rohem Hühnerfleisch! (13)


9. Helicobacter pylori

H. pylori ist ein besonderes Bakterium: Anders als die meisten seiner Gefährten kann es hohen Säurewerten standhalten und überlebt auch die Magensäure. Genau dort, im Magen, fühlt sich H. pylori wohl und siedelt sich häufig an. Dabei löst es meistens eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) aus. Das kann zu Bauchschmerzen, Übelkeit oder schnellem Sättigungsgefühl führen. Häufig bleibt die Gastritis aber unbemerkt und verursacht weder Beschwerden, noch schlimme Folgen. (14)

10. Pseudomonas

Die Bakterienart Pseudomonas ist ebenfalls weit verbreitet und verschiedene Subtypen können sich unterschiedlich auf den Körper auswirken. P. fluorescens beispielsweise wurde genau auf seinen Einfluss an der Darmschleimhaut hin untersucht. Dabei entdeckte man, dass es die Schleimhaut schädigt und zu einer geschwächten Darmbarriere führen kann. (15)
Das ist ein kleiner Auszug aus all den Darmbakterien, die sich auf deine Gesundheit negativ auswirken können.Vergiss aber nicht, dass es immer auf die Kombination aller Bakterien ankommt und viele krankheitserregende Bakterien auch im gesunden Darm vorkommen!

 

Referenzen

  • Bäckhed F, Fraser CM, Ringel Y, et al. Defining a healthy human gut microbiome: current concepts, future directions, and clinical applications. Cell Host Microbe. 2012;12(5):611-22.
  • Pawlowski SW, Warren CA, Guerrant R. Diagnosis and treatment of acute or persistent diarrhea. Gastroenterology. 2009;136(6):1874-86.
  • Sharma V, Suvarna K, Meganathan R, Hudspeth ME. Menaquinone (vitamin K2) biosynthesis: nucleotide sequence and expression of the menB gene from Escherichia coli. J Bacteriol. 1992;174(15):5057-62.
  • Le chatelier E, Nielsen T, Qin J, et al. Richness of human gut microbiome correlates with metabolic markers. Nature. 2013;500(7464):541-6.
  • Zhang X, Shen D, Fang Z, et al. Human gut microbiota changes reveal the progression of glucose intolerance. PLoS ONE. 2013;8(8):e71108.
  • Rajilić-Stojanović, M. et al. Intestinal Microbiota And Diet in IBS: Causes, Consequences, or Epiphenomena? Am J Gastroenterology 110, 278 (2015).
  • Jalanka-Tuovinen, J. et al. Intestinal Microbiota in Healthy Adults: Temporal Analysis Reveals Individual and Common Core and Relation to Intestinal Symptoms. Plos One 6, e23035 (2011).
  • Hung YP, Lee JC, Lin HJ, et al. Clinical impact of Clostridium difficile colonization. J Microbiol Immunol Infect. 2015;48(3):241-8.
  • Mayengbam, S. et al. Impact of dietary fiber supplementation on modulating microbiota-host-metabolic axes in obesity. J Nutritional Biochem (2018). doi:10.1016/j.jnutbio.2018.11.003
  • Man S. The clinical importance of emerging Campylobacter species. Nat Rev Gastroentero 8, 669 (2011).
  • Baron EJ. Bilophila wadsworthia: a unique Gram-negative anaerobic rod. Anaerobe. 1997;3(2-3):83-6.
  • David, L. A. et al. Diet rapidly and reproducibly alters the human gut microbiome. Nature 505, 559 (2014).
  • Crump, J. A., Sjölund-Karlsson, M., Gordon, M. A. & Parry, C. M.Epidemiology, Clinical Presentation, Laboratory Diagnosis, Antimicrobial Resistance, and Antimicrobial Management of Invasive Salmonella Infections. Clin Microbiol Rev 28, 901–937 (2015).
  • Suerbaum S, Michetti P. Helicobacter pylori infection. N Engl J Med. 2002;347(15):1175-86.
  • Madi A, Svinareff P, Orange N, Feuilloley MG, Connil N. Pseudomonas fluorescens alters epithelial permeability and translocates across Caco-2/TC7 intestinal cells. Gut Pathog. 2010;2(1):16.
Dr. Elisabeth Orgler
Dr. Elisabeth Orgler
Ärztin und Ernährungsexpertin
Als Medizinerin, Ernährungsspezialistin und Autorin beschäftigt sich Elisabeth seit Jahren intensiv mit den Bereichen Darm, Verdauung, Mikrobiom und Ernährung. Ihre Arbeit bietet wertvolle Einblicke und praktische Ratschläge für ganzheitliche Gesundheit.