Wie in unserem letzten Artikel (Therapieresistente Bauchschmerzen und SIBO) erwähnt, wollen wir heute erklären, wie SIBO (bakterielle Dünndarmfehlbesiedlung) und Leaky Gut (Syndrom eines durchlässigen Darms) mit der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis (chronische Schilddrüsenentzündung) zusammenhängen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass für die Hälfte aller Menschen, die an Hashimoto und Schilddrüsenunterfunktion leiden, SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) eine zugrundeliegende Ursache sein kann.
Vorab gilt es zu verstehen, dass es sich bei Hashimoto um eine Autoimmunerkrankung handelt, was in erster Linie bedeutet, dass dies kein Problem der Schilddrüse an sich ist, sondern des Immunsystems.
Autoimmunerkrankungen treten nämlich auf, wenn sich das Immunsystem gegen körpereigene Gewebe wendet und diese angreift.
Im Falle von Hashimoto greifen die vom Immunsystem produzierten Antikörper (vom Immunsystem gebildete Eiweißmoleküle zur Bekämpfung von Krankheitserregern und anderen Fremdstoffen) die Schilddrüse an.
Dies hat zur Folge, dass nicht mehr ausreichend Hormone produziert werden, was Stoffwechselprozesse verlangsamt und zu Symptomen wie Müdigkeit, Verstopfung, Haarausfall und sogenanntem „Gehirnnebel“ führt.
Also ist die Schilddrüse, im wahrsten Sinne, eigentlich nur eine Art unschuldiger „Zuschauer“, der im Fadenkreuz des Immunsystems gefangen ist. Der wirkliche „Täter“ ist in diesem Falle das Immunsystem.
Dr. Alessio Fasano, ein weltbekannter Gastroenterologe und Forscher, hat herausgefunden, dass alle Autoimmunerkrankungen drei Faktoren gemeinsam haben:
Erhöhte Darmdurchlässigkeit (Leaky Gut oder auch „undichter“ Darm) bedeutet, dass sich die engen Verbindungen der Darmbarriere öffnen. Dadurch gelangen Bakterien, Toxine, Viren und Nahrungspartikel aus dem Verdauungstrakt in den Blutkreislauf.
Weil solche Partikel im Blutkreislauf eigentlich nichts verloren haben, werden sie vom Immunsystem als Eindringling identifiziert, was dieses veranlasst, in den Angriffsmodus überzugehen.
Es entsteht ein großer Entzündungsschub, da das Immunsystem sozusagen „Überstunden“ macht, um all diese Bedrohungen außer Gefecht zu setzen.
Doch CAVE! Denn irgendwann kommt es zu einer Überforderung der Körperabwehr. Diese wirft vor Erschöpfung “die Hände in die Luft”, da sie mit den aufgebürdeten Lasten nicht mehr fertig wird und greift nun einfach alles an.
So gerät die Schilddrüse unter Beschuss und löst beispielsweise Hashimoto aus.
SIBO entsteht, wenn sich eine erhöhte Anzahl von „falschen“ (Dickdarm-)Bakterien im Dünndarm befindet oder Veränderungen der Bakterienarten in diesem stattfinden.
Mit „falschen“ Bakterien ist gemeint, dass die Überwucherung meist nicht auf schlechte Bakterien zurückzuführen ist, sondern auf eigentlich gute Bakterien, welche sich nur am falschen Ort befinden.
Erfahre mehr über die Ursachen und Therapie von SIBO
Wenn nun die ansonsten guten Bakterien aus dem Dickdarm den Dünndarm besiedeln, in den sie nicht gehören, kann es zu einer ganzen Reihe von Symptomen und Folgeerkrankungen, wie Blähungen und Bauchschmerzen bis hin zu Nährstoffmängeln und Nahrungsmittelempfindlichkeiten, kommen.
Doch schlimmer noch: Diese enorme Störung des Ökosystems im Dünndarm schädigt die Darmschleimhaut, führt zu Leaky Gut und löst somit den Kreislauf chronischer Entzündungen aus. Das Immunsystem reagiert darauf nun, wie zuvor erklärt, und Hashimoto beginnt sich zu manifestieren.
Schilddrüsenhormone spielen eine große Rolle bei der Darmmotilität (Bewegung des Darms), indem sie das enterische Nervensystem (unser „Bauchhirn“) und den migrierenden Motorkomplex (MMC; durchströmt den Darm zwischen den Mahlzeiten, um die Nahrung im Verdauungstrakt weiterzubewegen) regulieren.
Im Allgemeinen bedeutet dies also, dass Schilddrüsenhormone die Geschwindigkeit beeinflussen, mit der die Nahrung verdaut wird und sich durch den Darm bewegt.
Wenn nun aber Hashimoto vorliegt und der Schilddrüsenhormonspiegel niedrig ist, verlangsamt sich dieser ganze Prozess, weshalb Verstopfung eines der typischen Symptome von Hashimoto ist.
Alles, was dadurch im Dünndarm stecken bleibt, wird zu einem Festmahl für die Bakterien, was das negative Bakterienwachstum verschlimmert.
Wie bei jeder komplexen, chronischen Erkrankung besteht der Schlüssel zur Linderung also darin, die Hauptursachen, die die Fehlfunktion ausgelöst haben, zu identifizieren und zu beheben.
Hashimoto gilt derzeit als nicht heilbar, aber die Verbesserung der klinischen Symptome kann zum Absetzen chronischer Medikamente und zur Verbesserung der Lebensqualität führen.
Beispielsweise zeigen immer mehr Untersuchungen, dass die Aufnahme von Gluten und das Auftreten von Hashimoto miteinander in Verbindung stehen. Und zwar nicht nur bei Zöliakiepatienten, sondern auch bei Personen mit Glutensensitivität. Erfahre hier mehr: Mikrobiom und Gluten – Zusammenhang mit Hashimoto
Wieder einmal zeigt sich, wie wichtig es ist, gut auf unser Mikrobiom und Verdauungssystem zu schauen und es durch gesunde Ernährung und Bewegung in Schuss zu halten!
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