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10 Fakten: Was Plastik mit dem Darm macht

Plastik ist allgegenwärtig und aus unserem Leben kaum wegzudenken. Allerdings erkennen wir immer mehr die vielfältigen Gefahren, die von Kunststoffen ausgehen: Nicht nur für die Umwelt und für viele Tiere ist Plastik ein großes Problem, sondern auch auf unsere Gesundheit hat es schädliche Wirkungen. Sogar in unserem Stuhl lassen sich kleinste Plastikpartikel nachweisen – bedeutet das, dass ein Teil des Plastiks bereits in unseren Adern schwimmt? Welche Folgen hat das für unseren Körper? All diese Effekte des Mikroplastiks, zeigen wir dir hier in 10 Schritten.

1. Was ist Mikroplastik?

Plastik gibt es in alle Größen, Formen und unterschiedlichsten Materialien. Das für uns gefährliche Plastik liegt in kleinsten Partikel vor – das sogenannte Mikro- und Nanoplastik. Mikroplastik ist kleiner als 5 mm groß, Nanoplastik liegt sogar unter 0,0001 mm und mit freiem Auge nicht sichtbar. Es gibt zwei Wege, wie Mikro- und Nanoplastik entstehen: Einerseits werden industriell kleine Plastikkügelchen gefertigt, um sie später zu größeren Stücken zu verschmelzen oder um sie als kleinste Partikel in Kosmetika einzusetzen. Andererseits gelangt ein großer Teil unseres Plastikmülls in die Ozeane und zerfällt dort über Jahrzehnte in kleinste Partikel. (1)

Über 450 Jahre gibt eine Plastikflasche kleinste Kunststoffpartikel in das Meer ab.
Über 450 Jahre gibt eine Plastikflasche kleinste Kunststoffpartikel in das Meer ab.

 

2. Wo geht das Mikroplastik hin?

Mit dem entstandenen Mikro- und Nanoplastik können nun zwei Dinge geschehen. Bei der Produktion von Plastik kann ein Teil der kleinsten Partikel sich in der Luft lösen. Dadurch kann Mikroplastik mit der Luft verteilt und eingeatmet werden, was vermutlich die Lunge schädigt. (2)
Das größere Problem spielt sich jedoch in den Ozeanen ab. Dort werden die Plastikpartikel von den kleinsten Meeresbewohnern mit der Nahrung aufgenommen. Das beginnt schon bei Plankton und setzt sich fort. Durch die natürliche Nahrungskette, wo Plankton von Krabben und kleineren Fischen gefressen wird, und diese anschließend von größeren Fischen, arbeiten sich Mikro- und Nanoplastik in große Tiere hoch. Einmal dort angelangt, gerät das Plastik wieder zu uns zurück – und zwar genau auf den Esstisch. (1)

3. Wie kommt Plastik auf unsere Teller?

Durch den Verzehr von Meerestieren riskieren wir nicht nur köstlichen Fisch, sondern auch Mikro- und Nanoplastik mitzuessen. Dabei gibt es Fische und Meeresfrüchte, die stärker und schwächer mit Kunststoff belastet sind. So scheinen Meeresfische mehr Plastik aufzunehmen, als Fische aus Binnengewässer. Das liegt vermutlich daran, dass die Ozeane stärker mit Plastik belastet sind, als die meisten Seen und Teiche. Aber auch zwischen den Ozeanen gibt es Unterschiede: In Untersuchungen wurde gezeigt, dass Fische an der Norwegischen Küste deutlich weniger mit Plastik belastet sind, als an weiten Strecken der chinesischen Küste und des Mittelmeers. Auch Binnenfischereien in Europa scheinen viel geringere Anteile an Plastikpartikeln in ihren Gewässern zu haben als beispielsweise in Kanada. (3)

Fische des Ozeans nehmen mit ihrer Nahrung Plastikpartikel auf.
Fische des Ozeans nehmen mit ihrer Nahrung Plastikpartikel auf.

4. Kommt Mikroplastik im Körper an?

Diese beängstigende Frage müssen wir leider mit Ja beantworten. Auf jeden Fall schaffen es die Plastikpartikel in unseren Verdauungstrakt, denn durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmittel (siehe dazu Punkt 8) nehmen wir das Plastik mit auf. Ob Nanoplastik auch bei uns Menschen in den Blutkreislauf gelangt, ist noch nicht sicher nachgewiesen, aber wahrscheinlich. In Tieruntersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Partikel auf jeden Fall weiter in den Körper eindringen und in verschiedene Organe gelangen. (4, 5, 6)

5. Was macht Plastik mit dem Darm?

In einer neuen Studie wurde bereits bewiesen, dass sich Plastikpartikel im menschlichen Stuhl befinden. Es handelte sich zwar um eine kleine Studie mit wenigen Teilnehmern, dafür stammten diese aus unterschiedlichen Ländern Europas, Russland und Japan. Bei jedem (!) Teilnehmer wurden Plastikpartikel im Stuhl nachgewiesen. Das bedeutet, dass Kontakt mit Plastik im Darm keine Seltenheit ist. Um jedoch festzustellen, welche Auswirkungen Mikro- und Nanoplastik auf den Darm haben, müssen wir uns großteils auf Tierstudien stützen. Dort konnte an Zebrafischen gezeigt werden, dass Plastikpartikel im Darm erhebliche Schäden hinterlassen. Besonders Nanopartikel (im Bereich von 0,0001 mm), aber auch Mikropartikel riefen große Probleme hervor. So wurden die Struktur der Darmschleimhaut geschädigt, Darmzellen zerstört und oxidativer Stress, der sich auch auf die Gene auswirken kann, ausgelöst. (4, 5)
Durch die Verwendung von Plastikgeschirr und Plastikflaschen belasten wir unsere Körper mit Plastikpartikeln.
Durch die Verwendung von Plastikgeschirr und Plastikflaschen belasten wir unsere Körper mit Plastikpartikeln.

6. Wird Plastik ins Blut aufgenommen?

Nun stellt sich die Frage, ob die Plastikpartikel aus dem Darm resorbiert werden und mit dem Blut in den gesamten Körper gelangen. Auch hier liegen vor allem Daten aus Tierstudien vor – es könnten aber ähnliche Bedingungen für Menschen gelten. An Mäusen wurde gezeigt, dass Mikroplastik im Darm aufgenommen wird und von dort zu Leber und Nieren gelangt. Dort lagern sich die Plastikpartikel ab und können zu Schäden in den Zellen beitragen und den Stoffwechsel maßgeblich beeinflussen. Bei einer schwachen Darmbarriere, wie sie bei einem Leaky Gut Syndrom und chronischen entzündlichen Darmerkrankungen vorliegt, werden mehr Partikel aufgenommen. Angenommen wird ebenfalls, dass Mikro- und Nanoplastik bei Menschen an der Entstehung von Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Genmutationen und Krebs beteiligt ist. Trotzdem sollte man jetzt nicht in Panik verfallen, denn auch wenn Plastikbestandteile zu diesen Erkrankungen beitragen, sind sie nur einer von vielen Faktoren. Wichtig ist es, auf einen gesunden Lebensstil zu achten und einen überlegten Umgang mit Plastik zu pflegen. (1, 3, 6)

7. Wie kann ich Plastik einsparen?

Der erste Schritt ist zu überlegen, wo du in deinem täglichen Leben Plastik am besten einsparen kannst. Das ist nicht nur für deine Gesundheit gut, sondern auch für die Umwelt. Brauchst du wirklich ein Plastiksackerl oder geht es beim Einkaufen auch ohne? Verwendest du in der Mittagspause regelmäßig Plastikgeschirr und Plastikflaschen? Gerade dadurch nimmst du zusätzliche Plastikpartikel mit deiner Nahrung auf. Eine sinnvolle Investition wäre eine wiederverwendbare Glasflasche und echtes Besteck für die Arbeit.

Meeresfrüchte sind besonders stark von Plastikpartikel betroffen.
Meeresfrüchte sind besonders stark von Plastikpartikel betroffen.

8. Bei Meeresfrüchten auf die Herkunft achten!

Fisch ist überaus gesund und bietet wertvolle Nährstoffe, wie Omega-3-Fettsäuren. Achte aber unbedingt auf die Herkunft und die Lagerung des Fisches (in Papier oder Plastik verpackt) – wie bei Punkt 4 erklärt, ist die Plastikbelastung regional unterschiedlich. Besonders sicher ist Fisch aus dem Inland und Binnengewässern, aber auch Fisch aus der Nordsee und dem Nordatlantik dürfte weniger belastet sein. Krabben solltest du hingegen seltener genießen, da sie sich vorrangig von Plankton ernähren und dadurch höheren Belastungen unterliegen.(3)

9. Keine Fertigprodukte

Fertigprodukte sind nicht nur auf Grund ihrer Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker, Emulgatoren und Farbstoffe ungesund, sondern weil sie länger in Plastik oder Aluminium gelagert werden und dadurch Mikrobestandteile in das Essen übergehen könnten. Versuche deswegen auf Fertiggericht zu verzichten und stattdessen frisch zu essen.

10. Richtiges Gemüse und Obst kaufen!

Obst und Gemüse werden in den Supermärkten meist in Plastik verpackt verkauft. Auch durch den längeren Kontakt könnten sich kleine Plastikpartikel auf den Früchten ablagern und so von dir mit gegessen werden. Deswegen solltest du abgepacktes Gemüse und Obst unbedingt vor dem Essen waschen! Versuche zusätzlich kaum verpacktes Obst und Gemüse zu kaufen – besuche stattdessen einen lokalen Bauernmarkt. So erhältst du regionales und saisonal reifes Gemüse – das tut nicht nur deinem Körper und der Umwelt gut, sondern schmeckt auch gleich besser!

Obst und Gemüse sollte am besten in Papier oder Stoff verpackt werden – so können sich keine Plastikpartikel darauf ablagern.
Obst und Gemüse sollte am besten in Papier oder Stoff verpackt werden – so können sich keine Plastikpartikel darauf ablagern.

 

Referenzen

  • Sharma S, Chatterjee S. Microplastic pollution, a threat to marine ecosystem and human health: a short review. Environ Sci Pollut Res Int. 2017;24(27):21530-21547.
  • Prata JC. Airborne microplastics: Consequences to human health?. Environ Pollut. 2018;234:115-126.
  • Revel M, Châtel A, Mouneyarc C. Micro(nano)plastics: A threat to human health?. Sciencedirect. 2018; 1:17-23.
  • Schwabl P, Liebmann B, Köppel S, Reiberger T, et al. Assessment of Microplasstic Concentrations in Human Stool – Final results of a Prospective Study. 2018.
  • Lei L, Wu S, Lu S, et al. Microplastic particles cause intestinal damage and other adverse effects in zebrafish Danio rerio and nematode Caenorhabditis elegans. Sci Total Environ. 2018;619-620:1-8.
  • Deng Y, Zhang Y, Lemos B, Ren H. Tissue accumulation of microplastics in mice and biomarker responses suggest widespread health risks of exposure. Sci Rep. 2017;7:46687.
Dr. Elisabeth Orgler
Dr. Elisabeth Orgler
Ärztin und Ernährungsexpertin
Als Medizinerin, Ernährungsspezialistin und Autorin beschäftigt sich Elisabeth seit Jahren intensiv mit den Bereichen Darm, Verdauung, Mikrobiom und Ernährung. Ihre Arbeit bietet wertvolle Einblicke und praktische Ratschläge für ganzheitliche Gesundheit.